Nijha, der Attentäter

1969, also im zarten Alter von 16 Jahren, fühlte ich mich allmählich reif genug, um zum ersten Mal einen »richtigen« Roman in Angriff zu nehmen. Er trug von Anfang an den Titel Nijha, der Attentäter, und seine Fertigstellung zog sich mit vielen Pausen und Unterbrechungen ein ganzes Jahr lang hin. Es ist die Geschichte eines Mannes namens Nijha, der eines Tages ohne Erinnerungen in einer geheimnisvollen Station erwacht und den Auftrag erhält, durch die Milchstraße zu reisen und auf einem fernen Planeten einen bekannten Politiker zu ermorden.

Nijha führt seinen Auftrag kaltblütig aus, entdeckt aber unterdessen, daß er keine reine Mordmaschine ist, sondern ein Gewissen besitzt. In der zweiten Hälfte des Romans macht er sich daran, die Hintergründe seines mörderischen Auftrags aufzudecken, die Hintermänner zur Rechenschaft zu ziehen und seine eigene Identität zu ergründen. (Und wer jetzt an die Filme der Bourne-Trilogie denken muß – die waren ein paar Jahrzehnte später ...!)

Schon beim Nijha geht es demnach um zwei Themenkomplexe, die mich auch später immer wieder beschäftigen sollten: nämlich zum einen die Frage von Schuld und Sühne und zum anderen die Frage der Identitätsbildung.

Als das Manuskript endlich fertiggestellt war, mußte es zunächst einmal abgetippt werden, denn natürlich hatte ich es von Anfang bis Ende mit der Hand geschrieben – Computer gab es damals in Privathaushalten schließlich noch nicht, und die in wissenschaftlichen Institutionen und beim Militär waren meist so groß wie ein ganzes Haus und wurden von ihren Programmierern mit Lochkarten gefüttert.

Das fertige Typoskript schickte ich dann hoffnungsvoll an den einzigen Verlag, der für mich damals in Frage kam, nämlich Moewig.

Aber anstatt mich mit offenen Armen als neuen TERRA-Autor willkommen zu heißen, landete postwendend eine Ablehnung in meinem Briefkasten; offenbar hatte man den Roman nicht einmal gelesen, weil schon die Form des Typoskripts den vollkommen unerfahrenen Amateur hatte erkennen lassen. Das tat ganz schön weh, aber glücklicherweise ließ ich mich davon nicht auf Dauer beirren. Tatsächlich erschien Nijha, der Attentäter am Ende zwar mit großer Verspätung, aber immerhin in unveränderter Form 1974 als Band 149 der SF-Heftreihe des Zauberkreis-Verlags.

Foto © Karl-Ulrich Burgdorf

Das Ablehnungsschreiben, mit dem ich den Nijha
1970 vom Moewig-Verlag zurückerhielt.

Viele Jahre später hat mich mal ein Leser des Romans gefragt, woher der Name meines Helden käme und wie er denn nun ausgesprochen würde: »Nie-ja« oder »Nai-dscha«? Ich hatte beim Schreiben immer »Nie-ja« im Sinn (was auch ganz gut zur trotzigen Haltung der Welt gegenüber passen würde, die ich als junger Mann an den Tag legte), aber andererseits ... wer weiß schon, wie Eigennamen tausend Jahre in der Zukunft wohl ausgesprochen werden? Die Herkunft des Namens ist mir im übrigen selbst nicht ganz klar. Er war eine spontane Eingebung, aber vielleicht hatte ich ja auch irgendwo etwas über japanische Ninja-Kämpfer gelesen?