Visionen & Wirklichkeit
© p.machinery / Heinz J. Galle
Michael Haitel & Jörg Weigand (Hrsg.)
VISIONEN & WIRKLICHKEIT
Rainer Eisfeld zum 80. Geburtstag
AndroSF 139
p.machinery, Winnert
Paperback, 192 Seiten
ISBN: 978-3-95765-232-4
EUR 14,90 (DE)
E-Book
ISBN: 978-3-95765-863-0
EUR 4,49 (DE)
Am 4. April 2021 feierte Rainer Eisfeld seinen 80. Geburtstag. Aus diesem Anlaß ist im Verlag p.machinery ein Band mit einer bunten Mischung aus Kurzgeschichten, Sachartikeln und teils sehr persönlichen Grußadressen erschienen, zu dem auch ich eine Erzählung beigesteuert habe. Herausgegeben wurde der Band, der auch ein langes Interview mit Rainer Eisfeld enthält, von Michael Haitel und Jörg Weigand.
Der Klappentext
"Rainer Eisfeld ist das Paradebeispiel dafür, dass Hobby und Beruf – seien sie noch so unterschiedlich – durchaus unter einen Hut zu bringen sind. Zielstrebig und mutig war sein Vorgehen, der Erfolg lässt sich sehen." (Jörg Weigand)
"Seine Bücher zeugen von seinen weit gespannten Interessen, zeichnen sich durch eine stilistisch glänzende, überzeugende, faktenreiche Darstellung und eine humanistische Grundhaltung aus. Für viele ältere SF-Leser sind seine drei Bücher über Science-Fiction Erinnerungsstücke an die eigene Jugend, an eine Zeit, als wir die Science-Fiction nicht nur erstmal entdeckten, sondern vom viel zitierten 'Sense of Wonder' förmlich in den Bann geschlagen wurden. (...) Aber jene Jugendtage kehren nicht wieder, heute nähern wir uns der SF eher desillusioniert, vielleicht sogar etwas blasiert. Rainer Eisfelds Ausführungen zur SF, die bei aller Kritik liebevoll sind, vermitteln neben aller kritischen Analyse auch einen Hauch jener verzauberten Jugendzeit." (Franz Rottensteiner)
Die Beiträge
- Jörg Weigand: Zielstrebig und mutig. Rainer Eisfeld – Science-Fiction-Fan und engagierter Politikwissenschaftler
- Bernd Schuh: Die Würde des Menschen
- Hans-Dieter Furrer: COEURL und die Folgen
- Bernd Schuh: Interview mit Rainer Eisfeld
- Rainer Schorm: Offenbarung
- Thomas Le Blanc: Die fantastische Ideenwelt des A. E. van Vogt. Eine kleine Hommage an Rainer Eisfeld
- Tim Piepenburg: Unterwasserastronaut
- Udo Weinbörner: Der Gang im Loch der Stratosphäre (... keine Zukunft in der Tasche ...)
- Franz Rottensteiner: Rainer Eisfeld. Erfolgreicher Wissenschaftler und SF-Fan
- Rainer Schorm: Anno termini
- Dieter von Reeken: Zeitbilder
- Klaus N. Frick: Mein Vorbild Rainer Eisfeld
- Karl-Ulrich Burgdorf: Unternehmen "Sternenstaub". Eine Parallelweltengeschichte
- Bernd Schuh: Simulachron 0. Für Rainer Eisfeld zum Achtzigsten
- Herbert Kalbitz: Rainer Eisfeld und der Western. Eine Hommage mit Leihbuchcovers
- Dietmar Kuegler: Amerikanische Pioniergeschichte – Regionalgeschichte – Nationalgeschichte – Identität
- Karla Weigand: Der Friedensstifter
- Jürgen vom Scheidt: Zukunft in der Tasche
- Monika Niehaus: Feinsliebchen, du sollst nicht barfuß gehen ...
- Heinz J. Galle: Lang lang ist es her
- Frank G. Gerigk: Lockstoff
- Kai Riedemann: Voll digital. Rainer Eisfelds Werke als Google-Kurzversion, zusammengefasst nach häufigen Begriffen und Wortgruppen
Stimmen zu Visionen & Wirklichkeit
(...) Die zwei wichtigsten Bücher von Rainer Eisfeld wurden in SFN schon des öfteren gewürdigt – sie bleiben nach wie vor für unsereinen herausragende Meilensteine: zum einen Die Zukunft in der Tasche mit der Betrachtung des bundesdeutschen SF-Fandoms in den Pionierjahren 1955-1960, zum anderen Mondsüchtig. Wernher von Braun und die Geburt der Raumfahrt aus dem Geist der Barbarei (von Walter Ernsting als "Nestbeschmutzung" angesehen). Dazu passend gibt es eine Parallelweltgeschichte von Karl-Ulrich Burgdorf ("Unternehmen 'Sternenstaub'"), in der vom "Reichsdeutschen Weltraum-Zentrum" Peenemünde aus die erste bemannte Mondmission starten soll, natürlich freudigst begrüßt vom "Klub der Mondsüchtigen", dessen Präsident ein gewisser Walter ist ...
Viele schöne Artikel und Storys, dazu wie erwartet Fotos aus ferner und naher Vergangenheit, letztere zumeist von den ominösen Oldietreffen – wobei leider festzustellen ist, dass einige dort Abgebildete nun auch schon nicht mehr unter den Lebenden weilen.
Fazit: Prima, richtig schöner Schmökerstoff!
— Kurt S. Denkena
in den SF-Notizen #808
✧✧✧
Die Jubiläen, sie mehren sich. Nach Jörg Weigand erhält nun auch Rainer Eisfeld im Rahmen der AndroSF-Reihe von p.machinery einen Band mit Würdigungen von Weggefährten, Freunden und Bewunderern, sowie angereichert mit einigen Science-Fiction-Kurzgeschichten. (...) Immer wieder klingt in den Beiträgen an, wie viel Bewunderung seine Freunde und Weggefährten für den wachen, kritikfreudigen Geist Eisfelds hegen. (...)
So ist dies ein Band, (...) der uns einen umtriebigen, allzeit wissbegierigen und mitteilungsfreudigen Geist vorstellt, der fundierte Kritik vorbringt, ohne dabei verletzend oder polemisch zu werden. Was kann man Besseres über einen Fachmann – und das ist Eisfeld unbestritten – sagen?
— Carsten Kuhr
auf phantastiknews.de
✧✧✧
(...) Die letzte und wahrscheinlich auch am meisten umstrittene Geschichte ist Karl-Ulrich Burgdorfs "Unternehmen Sternenstaub". In einer alternativen Welt mit dem Endsieg der Nazis spielend, baut der Münsteraner Autor nicht nur die Persönlichkeiten des Dritten Reiches während des Countdowns zum ersten Flug zum Mond ein, die Grundidee stammt aus der Perry-Rhodan-Serie und der Titel ist eine Anspielung natürlich auf "Unternehmen Stardust". Fandompersönlichkeiten wie die beiden Bingenheimer mit ihrer Versandbuchhandlung spielen ebenso eine Rolle wie Karl-Heinz Scheer [recte: Karl Herbert Scheer; KUB] als futuristischer theoretischer Waffenschmied oder der bekannte 'Walter' als Vorsitzender des Vereins "Mondsüchtig" [recte: "Klub der Mondsüchtigen"; KUB], der natürlich Wernher von Braun anhimmelt. Es ist die einzige Geschichte, in der Rainer Eisfeld selbst auftritt. Während der Countdown runtergezählt wird, berichtet er dem Vorsitzenden des Vereins von seinen Recherchen. Wernher von Braun hat Tausende, wenn nicht Zehntausende von Menschen grausam in den Arbeitslagern und bei Experimenten geopfert, um diesen Flug zum Mond zu ermöglichen. Wie es Rainer Eisfeld ausführlich in [seinem Sachbuch; KUB] "Mondsüchtig" beschrieben hat. Vielleicht unbewusst, vielleicht absichtlich greift Karl-Ulrich Burgdorf eine Kontroverse um den (...) Artikel eines Herrn Thom wieder auf, der Walter Ernsting wegen seiner bedingungslosen Freundschaft zu Wernher von Braun (...) als zumindest (...) auf einem Auge mehr als blind angefeindet hat. Thom wirft Walter Ernsting vor, dass er sich im hohen Alter nicht von Wernher von Braun distanziert hat.
Karl-Ulrich Burgdorf nimmt mit dem Verhalten dieses klar erkennbaren wenig fiktiven Walter Ernstings diese These wieder auf und impliziert, dass Walter Ernsting zumindest Wernher von Brauns braunem Hintergrund gegenüber absichtlich ebenfalls blind sein wollte. Zumindest zeigt Walter E. in dieser Satire noch ein menschliches Gesicht gegenüber Rainer Eisfeld. Vielleicht wäre es sinnvoller gewesen, wenn sich Karl-Ulrich Burgdorf eine andere Persönlichkeit außerhalb des Fandoms als Vorsitzenden des Vereins "Mondsüchtig" [recte: "Klub der Mondsüchtigen"; KUB] gesucht hätte. Da nützen auch die zahllosen Querverweise und Anspielungen nicht viel. Ohne diese Flanke handelt es sich um eine exzellent geschrieben Satire auf die Großmannsucht der Nazis in Kombination mit Aspekten aus dem ersten "Perry Rhodan"-Roman.
In "Mondsüchtig" hat sich Rainer Eisfeld nur auf den bisher unbekannten, tief in das Terrorregime der Nazis verwurzelten Hintergrund konzentriert und keine Bezüge zu der in den Sechzigerjahren noch bekannten Bewunderung Wernher von Brauns im Fandom geschlagen. Zwar wurde er für die Veröffentlichung von "Mondsüchtig" angefeindet. Mehrere Stellen erwähnen vor allem Jesco von Puttkamer, ebenfalls einen ehemaligen Fan und engen Mitarbeiter von Brauns. An einer Stelle wird auch von dritter Stelle [recte: Seite; KUB] erwähnt, dass sich Walter Ernsting negativ über die Buchveröffentlichung von "Mondsüchtig" geäußert haben soll. (...) Rainer Eisfeld hat sich in den eigenen Memoiren nur zur direkten Zusammenarbeit [mit Walter Ernsting; KUB] Ende der Fünfzigerjahre geäußert, die schließlich von Rainer Eisfelds Seite aufgrund unterschiedlicher Vorstellungen beendet wurde.
Daher wirkt die Charakterisierung Walter Ernstings in Karl-Ulrich Burgdorfs Satire positiv gesprochen unglücklich, negativ gesprochen trotz Walter Ernstings auch vorhandener Ecken und Kanten an der Grenze der Respektlosigkeit. (...)
— Thomas Harbach in den
ANDROMEDA NACHRICHTEN 273 (April 2021)